Crisis Force


von Yamato
11.02.2005

Auch wenn das NES nicht gerade berühmt für ein üppiges Angebot an erstklassigen Shoot 'em Ups ist, so gibt es auch auf dem guten alten 8-Bitter eine nicht zu unterschätzende Auswahl an Titeln, die sich konsolenübergreifend als waschechte Perlen des Genres offenbaren. Besonders die Softwareschmiede Konami setzte hierbei mit Spielen wie Gradius I und II sowie Life Force Salamander besondere Akzente. Das in unseren Kreisen relativ unbekannte Crisis Force bildet da keine Ausnahme. Unter Kennern genießt der Vertikalshooter sogar den Status, einer der besten Spiele zu sein, die je für das Famicom entwickelt wurden. Was ist dran an diesem vielversprechenden Ruf?

Da Shooter bekanntlich nicht von einer originellen Hintergrundgeschichte leben, ist auch der Plot aus Crisis Force schnell erzählt. Im Vorspann des Spiels seht ihr, wie im Jahre 199X eine feindliche Streitmacht mit verheerender Waffengewalt die futuristische Tokyo City verwüstet. Sogleich heben zwei japanische Jungspunde mit ihren an Greifvögel erinnernden Fightern ab, um die Bedrohung zu stoppen. Von Tokyo City ausgehend kämpft ihr euch im Verlauf des Spiels durch sieben abwechslungsreiche Levels, an deren Enden jeweils ein großer Endgegner auf euch wartet. Je nach Belieben dürft ihr euch dabei mit einem Mitspieler simultanen durch die Areale ballern.

Das in Crisis Force verbaute Power-Up-System bleibt stets übersichtlich. Die verschiedenen Items machen eurer Fluggefährt wendiger oder rüsten es mit besseren Waffen aus. Daneben findet ihr von Zeit zu Zeit spezielle Kristalle, welche - sobald genügend zusammengetragen wurden - euren Flieger für kurze Zeit in eine unbezwingbare Kampfmaschine verwandeln. Werdet ihr von einem feindlichen Schuss getroffen, verliert ihr umgehend ein Leben und die zuvor eingesammelten Power-Ups sind verloren. Anschließend dürft ihr an der selben Stelle weiterspielen, an der ihr zuvor gescheitert seid. Sind schließlich alle Leben verloren, könnt ihr per Credit den aktuellen Level erneut starten.

Was Crisis Force von den Spielprinzipien vieler anderer Shooter abhebt, ist die Tatsache, dass sich euer Gleiter per Druck auf die A-Taste jederzeit in drei verschiedene Formen transformieren lässt. Nach dem ersten Knopfdruck verfügt er über eine zusätzliche Tailgun, wobei die Durchschlagskraft der frontalen Standardwaffe dementsprechend halbiert wird. Drückt ihr A ein erneut, wird die Primärwaffenpower zugunsten zusätzlicher seitlicher Kanonen reduziert. Mit dem dritten Druck auf die A-Taste nimmt das Vehikel schließlich wieder die Standardform an. Je nach gewählter Form des Fluggefährts stehen euch darüber hinaus noch drei unterschiedliche Spezialwaffen zur Verfügung, die euch in brenzligen Spielsituationen von Nutzen sein werden. Erfreulicherweise versäumten die Entwickler es nicht, diesem ausgeklügelten Spielprinzip ein intelligent ausgearbeitetes Leveldesign entgegenzusetzen, welches sich die Finessen der Transformationen durch motivierende Gegnerformationen und Hindernisse vollends zu Nutze macht. Geschickte Wechsel zwischen den verschiedenen Formen werden auf diesem Wege umso wichtiger, je weiter ihr im Spiel voranschreitet. Der Schwierigkeitsgrad lässt sich in den Options frei wählen, wodurch Anfänger wie Profis eine Herausforderung finden werden.

Die Grafiken von Crisis Force sind für 8-Bit-Verhältnisse schlichtweg phänomenal und stechen durch große Sprites, beeindruckendes Hintergrundscrolling auf mehreren Ebenen und farbenfrohe Detail so ziemlich alles aus, was es 1991 auf dem Famicom zu bestaunen gab. Zudem wurden die Szenerien besonders kreativ und abwechslungsreich gestaltet. Besonders stechen hierbei die zahlreichen Anlehnungen an die ägyptische Kultur hervor - ein Motiv, welches man nicht oft in Videospielen zu sehen bekommt und daher eine willkommene Abwechslung zu gängigeren Settings darstellt. Zu bemängeln bleibt nur, dass die Bildrate bei viel Action auf dem Schirm gerne mal ins Stocken gerät, was den Spielspaß geringfügig lindert. Dieses Problem kommt besonders im 2-Spieler Modus zum Tragen. Musikalisch wird gewohnt gute Konami-Qualität geboten - der Soundtrack von Crisis Force überzeugt durch treibende Kompositionen und hochwertige Digital-Samples. Allerdings hätten es etwas mehr Musikstücke sein dürfen.

Die Kombination aus beeindruckender Technik und intelligenter Spielmechanik macht Crisis Force zu einem Shoot 'em Up der Spitzenklasse, das einem sofort gefällt und im Laufe der Zeit mit zunehmenden Levelkenntnissen immer besser wird. Zu bemängeln bleiben vor allem die gelegentlichen Einbrüche der Framerate und der leider nicht allzu große Umfang des Spiels, denn auch wenn die sieben Levels sehr abwechslungsreich in Szene gesetzt wurden, hätten ein bis zwei zusätzliche Areale dem Dauerspaß gut getan. Aber genug gemeckert. Eines ist nämlich sicher: Auch mit diesen Mängeln bleibt Crisis Force schlichtweg ein exzellentes Spiel, welches einen absoluten Pflichtkauf für jeden Fan von klassischen Shoot 'em Ups darstellt.


Wertung


9/10

Kommentare



Yamato
Als ich Crisis Force das erste Mal in Aktion gesehen habe, hat mich die gebotene Grafikpracht fast von den Socken gehauen. Spätestens wenn im Verlauf des ersten Levels plötzlich die Erde aufbricht und durch geschicktes Scrolling auf mehreren Ebenen ein räumlicher Tiefeneffekt erzielt wird, ist jedem klar, dass Crisis Force technisch in einer ganz anderen Liga als andere NES-Titel spielt. Umso erfreulicher, dass der Shooter nicht nur durch seine großkalibrige Präsentation, sondern auch mit einem ausgeklügelten Spielprinzip und einem mitreißenden Leveldesign begeistert. Die Möglichkeit, euren Gleiter jederzeit in drei unterschiedliche Formen transformieren zu können, stellt spielerisch eine große Bereicherung dar, da auf diese Weise unfaire Stellen vermieden werden und Spielraum für verschiedenste Angriffsmuster geschaffen wird. Danke für dieses großartige Spiel, liebes Konami-Team!